Auf Initiative der Berliner Medizinischen Gesellschaft wurde 1882 in der Luisenstraße ein Denkmal zu Ehren des früh an Tuberkulose verstorbenen Albrecht von Graefe errichtet. Bemerkenswert ist, dass v.Graefe den Augenspiegel seines Kollegen Hermann von Helmholtz aus Königsberg 1850 in der Hand hält und nicht den von Jacobson und Graefe selbst später entwickelten sog. „Graefe-Augenspiegel“. Für das Denkmal fanden sich aus der ganzen Welt Spender. Die überlebensgroße Bronzeplastik sowie die Terrakotta-Relieftafeln schuf der Königsberger Bildhauer Rudolf Leopold Siemering (1835-1905).

Friedrich Wilhelm Ernst Albrecht von Graefe (1828-1870) war der erste Vorsitzender der Gesellschaft von 1860 – 1870.

Der versierte Chirurg von Graefe eröffnete 1851 seine Praxis für Augenheilkunde in Berlin. Da kam die Erstbeschreibung des Augenspiegels durch Helmholtz im Jahre 1850 in Königsberg gerade zur rechten Zeit. Bereits 1853 gab von Graefe eine neue Methode der Schieloperation bekannt, 1854 folgte die Beschreibung der bisher unbekannten Diphtherie an der Bindehaut. Weiterhin nutzte Graefe den neuen Augenspiegel und entwickelte eine neue Operationstechnik (1857) zur Behandlung des Grünen Stars (Glaukom). Im Jahre 1866 verbesserte er die Operation des Grauen Stars durch die Einführung eines sog.“linearen Starschnitts“. Er benutzte dazu das Star-Operationsmesser seines Schülers und Freundes Julius Jacobson.

Rudolf Virchow (1821 – 1902) war der international bekannteste Vorsitzende unserer Gesellschaft in den letzten 10 Jahren seines Lebens von 1882 – 1902. Es stellt sich hier die Frage, weshalb er nach einem aufreibenden Berufsleben über unsere Berliner Medizinische Gesellschaft den intensiven Kontakt zur allgemeinen Ärzteschaft suchte.

Für Virchow hatte eine im Jahre 1874 im Auftrage des „Ministeriums der Geistlichen-, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten“ durchgeführte Reise nach Oberschlesien zur Ursachenforschung der dortigen Typhusepidemie gezeigt, dass nur ein Zusammengehen von politischen und medizinischen Verantwortlichkeiten eine Verbesserung der medizinischen Lage in den Städten und auf dem Land Preußens bringen konnte. Neben der Medizinischen Forschung musste also gleichbedeutend auch eine sozialmedizinische Reform mit Hilfe einer aufgeschlossenen Ärzteschaft durchgeführt werden. Rolf Winau weist zu Recht darauf hin, dass Virchow nicht nur ein hervorragender Pathologe war. Er betont vielmehr Virchows Bedeutung für die soziale Medizin und seine Forderung nach uneingeschränkter Demokratie, nationaler Autonomie, Verbesserung von Landwirtschaft und Industrie, aber auch von Freiheit und Wohlstand (Lit. Winau 2003). Nicht ohne Grund gab Virchow die Wochenzeitschrift „Die Medicinische Reform“ heraus. Insofern muss heute uneingeschränkt anerkannt werden, dass der Vorsitzende der Berliner Medizinischen Gesellschaft nicht nur ein international anerkannter Pathologe war, sondern auch ein namhafter medizinischer Sozialwissenschaftler.

An Virchow wird zu seinem 200. Geburtstag im Rahmen einer Festveranstaltung im Langenbeck-Virchow-Haus erinnert. Dazu werden auch 3 Poster aufgestellt, die an sein Wirken im Zusammenhang mit seiner Zeit als Vorsitzender der Berliner Medizinischen Gesellschaft erinnern.

Rudolf Virchow: Ein weiteres großes Denkmal befindet sich am Karls-Platz, Ecke Luisenstraße – Reinhardtstraße, geschaffen im Jahre 1910 von dem Bildhauer Fritz Klimsch, mit folgender rückwärtiger Inschrift: DEM GROSSSEN FORSCHER, SEINE SCHÜLER UND FREUNDE IHREM EHRENBÜRGER; DIE STADT BERLIN.

Die Begründer der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Gemälde von Ismael Gentz in Foyer 1. Stock des Langenbeck-Virchow-Hauses
Büste am Langenbeck-Virchow-Haus
siehe nebenstehender Text
Bronzebüste vor dem Medizinhistorischen Museum der Charité